Auch die synästhetische Wahrnehmung ist angeboren und die Kenntnis darum kann sehr wichtig für Kinder / Erwachsene und ihre Entwicklung sein.
Eine Synästhesie bezeichnet die Vermischung zweier oder mehr Sinneswahrnehmungen.
So kann Musik süß und der Mond sahnig schmecken, die „7“ unsympathisch sein, Zimt grün riechen, Geigen gelb klingen und Schmerzen blau aussehen…
Der Begriff leitet sich vom griechischen συναίσθησις = synästhesis ab und bedeutet „Mitempfinden, gleiche Wahrnehmung“.
Es existieren verschiedene Formen der Synästhesie, wobei hier die drei häufigsten beschrieben werden:
- Bei der Farb – Graphem – Synästhesie werde Buchstaben oder Zahlen immer in der gleichen Farbe gesehen oder verbindet die Grapheme mit Geschlecht und charakteristischen Eigenschaften (z.B. kann die „3“ eine fröhlich – kindliche hellblaue Zahl sein, während die „8“ einen gemütlichen, zuvorkommenden Opa darstellt).
- Die Farb – Geräusch – Synästhesie ordnet Tönen, Stimmen oder anderen Lauten eine Farbe oder Form zu (z.B. können Klaviernoten als grüne Zacken wahrgenommen werden, während die Orgel Kreise in Orangetönen hervorruft). Weitere Infos gibt´s hier.
- Bei der Sequenz – Raum – Synästhesie sind die Personen in der Lage, Sequenzen und multiple Konzepte gedanklich visuell darzustellen. Abhängig von der Intensität der Synästhesie können sehr komplexe Konzepte entstehen (z.B. die sogenannte „Gedächtnislandkarte“ oder einen Kalender, den man gedanklich umblättern, heranzoomen oder drehen kann).
Im Schulalltag oder beim Lernen kann eine Synästhesie eine wertvolle Ressource darstellen, indem die Personen überdurchschnittliche Gedächtnisleistungen zeigen, musikalisch begabt oder außerordentlich kreativ sind, bei visuell – räumlichen Leistungen hervorstechen oder hervorragend assoziieren können.
In unpassenden Rahmenbedingungen oder aus Unkenntnis heraus kann es jedoch zu Problemen führen, wie Lernstörungen, Lese – Rechtschreib – Schwäche, Rechenstörung, sowie unterdurchschnittlichen Leistungen bei unstrukturierten Aufgaben oder Aufgaben, die inkongruent zur synästhetischen Wahrnehmung sind oder sich der Gesamtkontext nicht visualisieren lässt. Weitere Informationen auch hier.
Typische Merkmale von Synästheten¹:
- Gefühl des Andersseins
- Facettenreichtum
- Interesse an Querverbindungen
- Tiefgründiges Reflektieren über sich und die Welt
- Fähigkeiten wie Telepathie oder ausgeprägte Intuition
- Außergewöhnliche Empathie
- Hohe Sensitivität
- Impulsivität im Handeln
- Tendenz zur Reizüberflutung
- Außergewöhnliche Kreativität
- Ausgeprägtes Gedächtnis für Details
- Hohe Emotionalität
- Geräuschempfindlichkeit
- Schmerzempfindlichkeit
- Hohe Intelligenz
- Sehr gutes (episodisches) Gedächtnis
- Tendenz zur Linkshändigkeit
- Meiden von Menschenmassen, Abneigung gegen Smalltalk
- Gut entwickeltes Problemlösevermögen
- Häufig fotografisches Gedächtnis
- Neigung zu Ordnung, Symmetrie, Balance (Perfektionismus)
1 Aus „Synästhesie der Gefühle“ Dr. Jasmin Rani Sinha